Biodiversität und Naturschutz bei der Rohstoffgewinnung
Langfristige Rohstoffversorgung ist eine zentrale Voraussetzung für Investitionen und Standortsicherung in der kapitalintensiven Zementindustrie und damit auch Eckpfeiler für eine nachhaltige Entwicklung der Branche. Gleichzeitig ist die Rohstoffgewinnung mit erheblichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Die dafür benötigten Flächen werden allerdings nur vorübergehend genutzt – als Raumnutzung auf Zeit kann die Rohstoffgewinnung in geeignete regionale Entwicklungsstrategien eingepasst werden. Durch Verbesserungen der Abbauplanung und Abbautechnik ist die Rohstoffgewinnung umweltverträglicher geworden – auch während des Betriebs können Abbaustätten eine positive Funktion für den Naturschutz einnehmen: Durch Sukzessionszonen, die im Zuge des Abbaufortschrittes innerhalb der Abbaustätte wandern, können hochwertige Lebensräume entstehen, die gerade im Hinblick auf gefährdete Arten in der umliegenden Kulturlandschaft selten sind und damit eine wichtige Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt einnehmen.
Lange fehlten geeignete und vor allem allgemein anerkannte Instrumente, mit denen der Naturschutzwert von Abbaustätten gemessen werden konnte. Hier setzte das Projekt „Nachhaltigkeits-Indikatoren für ein Integriertes Rohstoff- und Naturschutzmanagement" an, das von Mitte 2005 bis Ende 2007 mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Zementwerk Schelklingen durchgeführt wurde. Um Grundlagen für eine Optimierung des Ausgleichs von Rohstoffgewinnung und Naturschutz zu entwickeln, wurden Indikatoren zur qualitativen und quantitativen Messung der Biodiversität entwickelt und erprobt. Mit den Indikatoren werden der naturschutzfachliche Wert von Abbaustätten und die Wirkungen von Naturschutzmaßnahmen vor, während und nach dem Abbau messbar und prognostizierbar gemacht.
Die Ergebnisse des Projektes wurden am 15. April 2008 auf einem Stakeholder-Dialog in Bonn mit Vertretern der EU-Kommission und von Fachbehörden, mit Experten aus der Wissenschaft und von Umweltverbänden sowie mit Vertretern von Industrieverbänden, Gewerkschaften und Unternehmen diskutiert. Alle Beteiligten würdigten die entwickelten Indikatoren als wertvollen Beitrag, um den naturschutzfachlichen Wert von Steinbrüchen in der Praxis des betrieblichen Alltags zu messen und um eine Grundlage für ein umfassendes Monitoring von Steinbrüchen zu legen.